Das Ariston

Als der gebürtige Leipziger Paul Ehrlich 1882 das Patent für sein „Mechanisches Musikwerk mit kreisförmigen Notenblättern“ anmeldete, war ihm sicher nicht bewusst, dass er mit seiner Erfindung den Konsum von Musik für Millionen von Menschen nachhaltig verändern sollte.

Auf allen Seiten des Aristons No. 8 befinden sich dezent gestaltete, goldfarbene Verzierungen, die die schlichte Eleganz des Aristons betonen. Neben der Kurbel an einer der Seiten und einem Metallbügel auf der Oberseite, zieht ohne Zweifel der aufliegende Datenträger die Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf sich. Es handelt sich dabei um eine Lochplatte aus Pappe.

Nach dem Auflegen dieser ist unter ständigem Drehen der Kurbel zu beobachten, wie die Löcher der Platte mit Hilfe von Einfallhebeln abgetastet werden. Wenn ein Hebel ein Loch ertastet, kann der von Blasebälgen erzeugte Luftdruck durch eine Ventilklappe ins Innere der Organette entweichen. Die unter der Klappe liegende Tonzunge gerät in Bewegung und ein Ton entsteht.

Dieser Toninformationsträger besaß viele positive Eigenschaften, die zum großen Erfolg des Aristons beitrugen. Neben der leichten und günstigen Reproduzierbarkeit, der bis dahin unerreichten Titelvielfalt und dem kinderleichten Auswechseln der Datenträger überzeugte das Ariston speziell mit der Eigenschaft, einen ganzen Musiktitel wiedergeben zu können – was zu dieser frühen Zeit noch keine Selbstverständlichkeit war.

Bereits zu Beginn des 19. Jh., zur Zeit der Industrialisierung, hatte der Franzose J. M. Jacquard die Lochkarte als Informationsträger für den Einsatz an Webstühlen entwickelt. Doch dieses Funktionsprinzip praktikabel zur Steuerung von mechanischen Musikinstrumenten zu verwenden, war allein der Verdienst von Paul Ehrlich. Insgesamt verkaufte er 460 000 Exemplare der Ariston-Reihe in die ganze Welt.

Die Kosten beispielsweise für ein "Ariston No. 8" betrugen im Jahr 1893 20 Reichsmark und eine Lochplatte war schon für 40 - 60 Reichspfennig das Stück zu haben. Im Vergleich zu den damals verbreiteten Automaten mit Stiftwalze – die leicht mehr als einen Jahreslohn eines Arbeiters im Deutschen Reich kosten konnten – gelang es Ehrlich mit seiner Erfindung, die automatische mechanische Musik für breite Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Damit blieb diese nicht mehr nur den betuchten Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten.

Paul Ehrlich (1849-1925) war im wahrsten Sinne des Wortes ein Selfmademan. Als Sohn eines Bäckermeisters in gut bürgerlichen Verhältnissen groß geworden, ging er bei verschiedenen Klavierbauern Leipzigs in die Lehre, bis er 1876 sein eigenes Geschäft gründete, das er bereits vier Jahre später in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Von den insgesamt über 80 Patenten und Gebrauchsmustern, die er Zeit seines Lebens anmeldete, war das "Ariston-Patent" seine erfolgreichste Erfindung, die ihm auf der ganzen Welt Bekanntheit verschaffte.

Ariston Modell No. 8

1885-1887
Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co.

Dieses eher unscheinbare Gerät wurde zwischen 1885 und 1887 von der Firma Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. unter dem Namen „Ariston Modell No. 8“ in der sächsischen Metropole hergestellt.

Der kleine hölzerne Kasten mit quadratischer Grundfläche wird durch markante gedrechselte Eckhölzer dominiert, deren Enden an allen vier Seiten zugleich auch als Füße dienen. Bestimmt für den privaten Gebrauch wurden die kleinen Musikautomaten vornehmlich auf Tischen positioniert.

Ariston Modell No. 8_INV891
Ariston Modell No. 8_INV891

Ariston Modell No. 8

1885-1887
Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co.

Dieses eher unscheinbare Gerät wurde zwischen 1885 und 1887 von der Firma Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. unter dem Namen „Ariston Modell No. 8“ in der sächsischen Metropole hergestellt.

Der kleine hölzerne Kasten mit quadratischer Grundfläche wird durch markante gedrechselte Eckhölzer dominiert, deren Enden an allen vier Seiten zugleich auch als Füße dienen. Bestimmt für den privaten Gebrauch wurden die kleinen Musikautomaten vornehmlich auf Tischen positioniert.